Die Geschichte unserer Schule

Trivialschule

Der Anfang des Landsberger Schulwesens geht fast 400 Jahre zurück. 1585 wird in den Sterbematrikeln der Stadtpfarrkirche ein „Mägdleinschulmeister“ und 1588 ein deutscher und lateinischer Schulmeister genannt. Sie hatten ihr Betätigungsfeld an der Trivialschule, der heutigen Volksschule. In dieser frühen Zeit waren die Landsberger Schulen private Schulen mit obrigkeitlicher Aufsicht und standen direkt oder indirekt unter dem Einfluss geistlicher Orden: Jesuiten.

Verbesserung der Schulsituation

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Verbesserung der elementaren Volksbildung größere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Schule wurde zu einer allgemeinen öffentlichen, vom Staat gewollten und begünstigten Anstalt.

1771 wurde der Schulzwang eingeführt.
Wer die Schule nicht regelmäßig besuchte, sollte weder in das Gymnasium eintreten können noch als Lehrling freigesprochen oder zur Verheiratung zugelassen werden.
(Nach einer Verordnung von 1775).

Trotz Kontrolle war aber der Schulbesuch im 17. und Anfang des
18. Jahrhunderts noch ziemlich unregelmäßig, Für die Mädchen galt die Schulbildung weniger wichtig als für die Knaben. Erst durch die Ursulinerinnen nahm die Mädchenbildung einen nachhaltigen Aufschwung.

Zum Ausgang des 19. Jahrhunderts besaß Landsberg ein gut ausgebautes Schulsystem.

„Die vorhandenen Unterrichtsanstalten legten Gewicht auf harmonische Ausbildung von Geist und Körper, erstrebten eine menschenwürdige Entwicklung des Wissens, Wollens und Könnens und betrachteten die Anleitung zu einem religiös-sittlichen Leben als das vorzüglichste Erziehungsmittel.“

Das Schulwesen der Stadt war auf den Unterricht in der „deutschen Volksschule“ konzentriert, die in eine Werktagsschule und eine Sonn- und Feiertagsschule – getrennt nach Knaben und Mädchen – gegliedert war.

 

Knabenschule

Die Knabenschule war zunächst in der Schulgasse untergebracht.
1878 konnten die Buben das neue Gebäude beziehen, das an der Stelle des durch Feuer zerstörten Spitals errichtet worden war:
Die heutige „Volksschule am Spitalplatz“. Bau und Einrichtung der neuen Schule, die wegen ihres "palastartigen" Aussehens gerühmt wurde, erforderten einen Gesamtaufwand von 221804 Mark.

Spital, vor dem Brand 1874
Spital, vor dem Brand 1874

Knabenschule als Lazarett

Infolge des Krieges musste 1915 das Knabenschulhaus geräumt werden, da es als Lazarett benötigt wurde.

Weiterentwicklung des Volksschulniveaus

Dank des allgemeinen kulturellen Aufschwungs entwickelten sich in Landsberg die Knaben- wie auch die Mädchenvolksschule auf ein hohes Niveau. Im Schuljahr 1930/31 wurde an der Knabenschule eine 8. Klasse errichtet; die Mädchenschule wurde 1938 achtklassig.


Schule und Disziplin

Erhebliche Disziplin-Missstände beklagten die Lehrkräfte in den Jahren nach 1945: Weil die Kinder – laut Schulchronik – „in der Masse schwierig zu führen sind, da sie von Haus aus schlecht oder überhaupt nicht erzogen sind, wird im schulischen Bereich besonders auf Disziplin geachtet:

„Im Schulhaus, auf dem Schulhof haben sich die Kinder eines ruhigen Verhaltens zu befleißigen. Sie dürfen nicht lärmen, müssen auf den Treppen langsam gehen. Der Betrieb läuft unter dem Leitwort: Liebe die Stille!“


Bekenntnisschulen

Seit dem Schuljahr 1949/50 waren die Landsberger Volksschulen konfessionsbezogen:

  • Katholische Volksschule für Knaben (heutige Spitalplatzschule)
  • Katholische Volksschule für Mädchen (heute: Musikschule und Kindergarten)
  • Evangelische Schule (zunächst untergebracht im Gebäude der Knabenschule)

Bedeutende Veränderungen im Volksschulwesen

Nach der Durchführung von Volksbegehren und Volksentscheiden und der notwendigen Änderung der Kirchenverträge ergaben sich mit dem Schuljahr 1968/69 im Volksschulbereich bedeutende Veränderungen:

  • Einführung der christlichen Gemeinschaftsschule
  • Koedukation
  • Gliederung der Volksschule in Grund- und Hauptschule
  • Einführung des 9. Pflichtschuljahrs

Aus der „Katholischen Volksschule für Knaben“ wurde eine reine Grundschule: Die „Volksschule am Spitalplatz“.

"Volksschule am Spitalplatz", vor der Sanierung
"Volksschule am Spitalplatz", vor der Sanierung

Auslagerung von Klassen – „Außenstellen“

Große Schulraumnot erforderte in den Achtziger Jahren für die Volksschule am Spitalplatz einige organisatorische Veränderungen:

  • Die zeitweise Auslagerung einiger Klassen an die damalige Sonderschule
  • Benützung des Vortragssaals der Volkshochschule im Stadttheater als zeitweiligen Werkraum
  • Ab Januar 1979 die Belegung der ehemaligen Präparandenschule bzw. Berufs- / Handelsschule mit vier Klassen:
Präparandenschule von 1904. Ab 1979 "Schule an der Weilheimer Straße"
Präparandenschule von 1904. Ab 1979 "Schule an der Weilheimer Straße"

Mit der Erweiterung des Schulgebäudes an der Weilheimer Straße im Jahr 1990 wurde hier Platz für 8 Klassen geschaffen.

Erweiterte "Schule an der Weilheimer Straße" - heute: "Schule an der Pössinger Straße"
Erweiterte "Schule an der Weilheimer Straße" - heute: "Schule an der Pössinger Straße"

Eine aufwändige Sanierung des Schulgebäudes am Spitalplatz machte in den Schuljahren 1993 – 1995 die Unterbringung der Klassen in den Räumen der ehemaligen Mädchenvolksschule an der Herkomer Straße nötig, bis im September 1995 der Unterricht in großzügig gestalteten, den pädagogischen Anforderungen größtenteils entsprechenden Räumlichkeiten wieder aufgenommen werden konnte.

Katholische Volksschule für Mädchen (bis 1968)
Katholische Volksschule für Mädchen (bis 1968)
"Volksschule am Spitalplatz", nach der Sanierung
"Volksschule am Spitalplatz", nach der Sanierung

(Weitere Bilder von unseren Schulgebäuden gibts in der Fotogalerie)


Wer wusste … ?

… dass aus Mitteln der Gesellschaft Amerikanischer Freunde von 1946 bis 1950 an der „Katholischen Knabenschule Landsberg“ Schulspeisungen durchgeführt wurden: Unterernährte Jungen und Mädchen erhielten eine „Kräftigungsnahrung": Milch, Kakao, Grütze, Haferflocken, Fleischbrühe u.v.m.

Wer wusste … ?

… dass 1946 „jede Form körperlicher Züchtigung, einschließlich aller körperlichen Strafen, die eine Gesundheitsschädigung des Kindes zur Folge haben könnten oder auf seine Ächtung abzielen“, verboten wurde. Als „Strafmittel“ verblieben:

  • Strafarbeit
  • Arrest oder Nachsitzen
  • Verweis
  • persönliche Rücksprache mit den Eltern zum Zwecke der väterlichen Bestrafung

Vor 1946 erlaubt:

  • sechs Schläge auf die flache Hand
  • sechs Schläge auf das Gesäß

1946 verboten:

  • „Tatzen“, „Übergelegte“, Ohrfeigen, Ohrenziehen

Schon 1 Jahr nach Inkrafttreten des Züchtigungsverbotes wurde auf Wunsch der Eltern die körperliche Züchtigung an Volksschulen – mit „gewissen Einschränkungen“ – landesweit wieder zugelassen.

 

Wer wusste … ?

… dass auf Grund wirtschaftlicher Not und des kriegsbedingten Mangels an arbeitsfähigen Männern die Schüler der oberen Klassen am Kartoffelkäfersuchdienst teilnehmen mussten,
bei der Ernte halfen (Johannisbeeren, Flachs, Kartoffeln, Heilkräuter)
Lumpensammlungen durchzuführen hatten,
auf Feldern Unkraut jäten mussten.

… dass nach dem 2. Weltkrieg wegen der Schulraumnot der „Schichtunterricht“ eingeführt wurde. Jedes Klassenzimmer war im Vormittags- bzw. Nachmittagsbetrieb belegt – eine pädagogisch wie hygienisch schwierige Situation, die bis zum Bezug der Weststadtschule 1960 anhielt.

… dass 1950 per Gesetz „die Träger des sächlichen Schulbedarfs“ zur Versorgung der Schüler mit Schulbüchern verpflichtet wurden.

… dass bis 1945 die „Sütterlin“-Schrift" verbindlich war.

… dass noch 1956 an vielen Schulen statt in Hefte auf Schiefertafeln geschrieben wurde.

Edeltraud Hasenberg-Schüder
Edeltraud Hasenberg-Schüder